21.10.2016

Schwabe kann jeder werden!

"Mein Schwäbisches Ich" - wie viel Schwabe steckt in mir? Und kann man Schwabe werden?

 
Spätzle, Kehrwoche, Schwäbische Alb, fleißig sein – was ist identitätsprägend? Zugehörigkeit ist nichts Starres, sondern etwas Bewegliches und Wandelbares. In einer interkulturell geprägten Stadt wie Stuttgart werden Identitäten und Zugehörigkeiten stets neu verhandelt. Hier setzte dieses Partizipationsprojekt an. Wie vermischen sich unterschiedliche kulturelle Hintergründe? Was entsteht daraus? Wie sieht mein "schwäbisches Ich" aus?

Mit diesen Fragen beschäftigten sich einige unserer Mitglieder des DTF, darunter auch ein Ağabey und zwei Alumni des Ağabey-Abla-Programms. Zusammen mit der Künstlerin Gabriela Oberkofler sind aus deren Erzählungen und persönlichem Material Kunstwerke entstanden, die ab morgen, 22.10.2016 bis zum 23.04.2017 im Landesmuseum ausgestellt werden.

Einen Beitrag vom SWR über den Hintergrund des Kunstprojekts findet ihr hier.
Alle Informationen zur Ausstellung findet ihr auf der Website des Landesmuseums.
Einen kurzen Beitrag aus der Tagesschau zum "Klischee Schwabe" findet ihr hier.

Ihr möchtet eine persönliche Führung mit unseren DTF-Mitgliedern durch die Kunstinstellation?
Die DTF-Mitglieder Mehmet Soylu (29.10.2016), Ergun Can (10.12.2016) sowie Hasan Sarpasan, Funda Doğhan und Berkay Yilmaz (08.04.2017) präsentieren ihren persönlcihen Beitrag im Rahmen des Kunstprojekts "Mein schwäbisches Ich".
Treffpunkt ist jeweils um 15 Uhr im Foyer des Alten Schlosses.
A Bsuach machd zwoimol Fraid. Wennr kommd ond wennr widdr gohd.

In diesem Sinne - bis bald!
Eure Alice

17.10.2016

Ein Grund zum Feiern

Einige von euch haben es vielleicht schon auf Facebook gelesen: Wir haben den zweiten Preis und den Preis für die beste Präsentation der Renate-Lingk-Stiftung für unser neues Projekt „Die Stadtentdecker“ gewonnen! Im Rahmen dieses Projekts werden Kinder des Ağabey-Abla Programms und Kinder aus dem Geflüchtetenprojekt „Merhaba in Stuttgart“ gemeinsam mit Ehrenamtlichen die Stadt erforschen und Stadtteilkarten erstellen. Wir werden natürlich regelmäßig über die Fortschritte des Projekts berichten.


Bei der Preisverleihung am 4. Oktober 2016 hat Dieter Soldan vom Vorstand der Renate Lingk-Stiftung die folgenden Laudatio auf uns gehalten, über die wir uns sehr gefreut haben:


Der Verein – um den es jetzt gehen soll – fiel schon in früheren Jahren durch enorm wirkungsvolle, aber letztlich einfache Ideen zur Integration auf. Er wurde 1999 von Bürgerinnen und Bürgern unter Vorsitz von Oberbürgermeister a.D. Professor Dr. h.c. Manfred Rommel mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung gegründet. Ziel dieser Bürgerinitiative ist die Förderung der kulturellen Begegnung. Der Verein engagiert sich in den Bereichen Soziales, Kunst & Kultur, Politik & Wirtschaft und Bildung und ist partei- und konfessionsunabhängig.

Die Projekte von unserem zweiten Preisträger heißen z.B.: KulTürÖffner, CAZ À LA TURCA, SiNEMA, LITERATÜR, BAKIŞ, USTA-ÇIRAK- und nicht zuletzt Ağabey-Abla. Darauf kommen wir noch.

Damit dürfte klar sein, wer der Gewinner des des 2. Preises ist: Das Deutsch-Türkische Forum Stuttgart mit seinem neuen Projekt „Die Stadtentdecker“. Herzlichen Glückwunsch!

Bereits 2011 bekam das DTF den Bürgerpreis der Bürgerstiftung Stuttgart für das Projekt Ağabey-Abla‘. ‚Ağabey-Abla' bedeutet so viel wie "großer Bruder – große Schwester“: Der Verein vergibt Stipendien an türkeistämmige Gymnasiasten und Studierende, die dadurch auf ihrem Bildungsweg gefördert werden. Die Stipendiaten engagieren sich (dafür) als ehrenamtliche Mentoren für Schülerinnen und Schüler mit türkischen Wurzeln an Stuttgarter Schulen. Als großer Bruder bzw. große Schwester helfen sie diesen und ihren Eltern, sich im deutschen Schulwesen und außerhalb der Schule besser zu entfalten. Die Idee: Schüler mit Migrationshintergrund können am besten von Menschen mit ähnlicher Biografie erreicht werden.

Man könnte auch sagen: Die, die erfolgreich waren, die die Förderung erfahren, fördern andere, damit auch diese Erfolg haben. Sie geben etwas zurück. Hier noch in der eigenen Community – und das ist natürlich aller Ehren wert.

Und jetzt „Die Stadtentdecker“:

Hier ist das oben beschriebene Konzept erweitert: Die, die in der Gesellschaft angekommen sind, kümmern sich, dass die, die neu kommen, auch diesen Weg finden. Kümmern auf Augenhöhe, denn es sind Begleiter, die um die Schwierigkeiten und Stolpersteine aus eigener Erfahrung wissen.
Was der Jury besonders gefallen hat:
Die Erweiterung ist auch: Dass sich das DTF als „Migrantenverein“ dezidiert für Mitglieder „fremder“ Communities engagiert. Das zeigt auch auf besondere Weise, wie stark das DTF selbst „mittendrin“ ist. Das Konzept ist niederschwellig, pragmatisch, im besten Sinn einfach – aber man muss eben drauf kommen!

Es passt wunderbar zum Motto des diesjährigen Renate Lingk Förderpreises „Ich bin wertvoll“

Das Projekt sagt: Es ist uns wichtig, dass Du Dich als junger Neubürger zurechtfindest, sagt auch: Du bist uns wichtig! Wir möchten, dass Du Deinen Weg findest. – Zunächst einmal ganz im wörtlichen Sinn, aber die Botschaft geht natürlich weit darüber hinaus.
Ich zeige Dir meine Heimat – Menschen, Kultur, Natur, Vielfalt – damit sie Deine Heimat werden kann.

Und das Projekt sagt auch: Ich möchte, dass Du Dich hier so schnell wie möglich wohl fühlst und alleine zurecht kommst.

Ein zutiefst menschliches Konzept gegen das Gefühl des Fremdseins.

Was hätte Renate Lingk dazu gesagt?
Ziemlich sicher hätte Sie sich – wäre Sie da noch unter uns und fit gewesen – in die bisherigen Projekte der Stiftung, die sich um die Förderung der Geflüchteten speziell in Sillenbuch kümmern, persönlich eingebracht. Und Ihr war auf Grund Ihrer eigenen Geschichte das Thema Heimatverlust und Fremdsein sicher vertraut.  Sie hätte sich über diesen Preisträger besonders gefreut – Oder?

Nochmals herzlichen Glückwunsch an das Deutsch-Türkische Forum!

10.10.2016

Memoiren einer Abla


Ein Beitrag unserer Alumna Mehtap, die wir als Abla der ersten Stunde viele Jahre begleiten durften. Danke, Mehtap, für dein Engagement und danke, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst!



Meine langjährige Tätigkeit als Abla hat nicht nur anderen Menschen wie Eltern, Lehrern und Kindern, sondern auch mir persönlich viel gebracht. Ich habe zwei Jungs, Brüder, vier Jahre lang betreut, von der 2./3. Klasse bis zur 6./7. Klasse. Ich habe sie sozusagen aufwachsen gesehen und an der Erziehung teilgenommen. Ich weiß, wie dankbar die Eltern und die Kinder für meine Unterstützung sind. Noch heute habe ich zu ihnen privat Kontakt, denn ich sehe sie als meine kleinen Brüder. Wenn sie Hilfe brauchen, dürfen sie sich jederzeit bei mir melden. Nach den zwei Schützlingen habe ich ein junges Mädchen in der 7. Klasse ein Jahr lang betreut, um mit ihr den Abschluss anzustreben und anschließend zufälligerweise ihren Cousin, der ebenfalls im Projekt war, ein Jahr lang. Diese zwei Jahre waren lehrreich und ich habe wieder viel dazu gelernt, v.a. wie man mit pubertierenden Teenagern umzugehen hat. In meinem Abschlussjahr habe ich dann einen Gymnasiasten aus der 6. Klasse betreut und den Jungen sehr ins Herzen geschlossen. 

Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass man helfen kann und als Vorbild wahrgenommen wird. Es ist schön, Kindern und Jugendlichen zu helfen. Das Projekt war und ist eine Bereicherung für einen selbst als Abla oder Abi und für alle anderen.